Archiv 2020

21.02.2020

Franz Kafka und ganz kleine Kurzgeschichten

Zur ersten Lesung im 15. Jahr der Lesungen in der Rudolf-von-Bennigsen-Bibliothek im Bennigser Bahnhof am 21.02.2020 waren sogar noch mehr interessierte Gäste gekommen, die Michael Beubler zu Franz Kafka hören wollten. „Noch mehr“ meint hier noch mehr als zur Lesung über Walter Kempowski, die Beubler im Juli letzten Jahres gehalten hatte. Das spricht eindeutig dafür, dass sie die begründete Hoffnung hatten, dass ihnen der Referent auch einen schwer zugänglichen Autor wie Kafka erfolgreich nahebringen könnte.
Und sie sollten nicht enttäuscht werden! Wobei man sagen muss, dass es auch ganz anders hätte kommen können, wenn Beubler trotz des schulisches Schocks über Kafkas Roman „Der Prozess“ nicht weiter an dem Autor und an seiner Lebensgeschichte interessiert gewesen wäre. Und dass dieses Interesse lebendig blieb, davon zeugen auch seine diversen Prag-Reisen auf den Spuren Kafkas.
Der eng begrenzte städtische Bereich, in dem sich das Leben Kafkas von der Kinderzeit über Schule, Studium und Beruf bis zum Begräbnis vor allem abspielte, hing den Zuhörerinnen und Zuhörern in Form eines Stadtplanes von Prag während des Vortrages vor Augen, und Beubler ging bei den verschiedenen Lebensstationen auch immer wieder darauf ein. Erwähnt werden sollte vielleicht auch noch, dass Franz Kafka eindeutig verfügt hatte, dass seine Briefe und Werke nach seinem Tode alle vernichtet werden sollten. Sein lebenslanger Freund, Max Brod, entschied sich in Abstimmung mit der Familie Kafka glücklicherweise dagegen, und so blieben sie uns erhalten.
Neben diesen sach- und ortskundig vorgetragenen Stationen aus Kafkas Leben gelang es Beubler, seinen aufmerksam lauschenden Zuhörern auch das Werk Franz Kafkas nahezubringen, sozusagen in homöopathischen Dosen in Form von sehr kurzen Kurzgeschichten, begleitet jeweils von einigen erläuternden Worten. Er machte dabei seinen staunenden Zuhörern deutlich, mit welcher Perfektion Kafka durch wenige, kurze Sätze eine umfassende Geschichte verdichten konnte.
Außerdem weiß ich jetzt, dass Kafka im Tschechischen „Dohle“ bedeutet und dass der Name dort ebenso häufig war wie bei uns Meier oder Schulze. Außerdem werde ich zukünftig wohl nie mehr vergessen, dass der Name Kafka nur mit einem „f“ geschrieben wird.
Meine Frage nach weiteren Autoren, für die sich Michael Beubler interessiere, wurde zwar noch nicht konkret beantwortet, aber die lebhafte Reaktion unserer Gäste auf diese Frage macht sehr deutlich, dass sie sich sehr gut eine Fortsetzung im nächsten Jahr vorstellen können.

[Text: Karlfried Rose, Foto: Gabriele Rose]

[Neue Deister Zeitung 11.02.2020 Seite 10]



 

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